Eine Geschichte

Anands Erleuchtung

Anand war Buddhas ergebenster Schüler. Jahre nach Buddhas Tod wurde eine große Zusammenkunft der Erleuchteten geplant und einer der Schüler ging zu Anand, um ihm davon zu berichten. Zu dieser Zeit war aber Anand selbst noch nicht erleuchtet, obgleich er jahrelang unermüdlich daran gearbeitet hatte. Also war er nicht berechtigt, an der Versammlung teilzunehmen. Am Abend vor der Zusammenkunft war er immer noch nicht erleuchtet, so beschloss er, die ganze Nacht eifrig zu üben und nicht aufzuhören, bis er sein Ziel erreicht hatte. Aber er erreichte damit nur, dass er völlig erschöpft war. Trotz all seinerMühen hatte er nicht den geringsten Fortschritt gemacht. Gegen Morgen entschloss er sich, aufzugeben und etwas zu ruhen. In diesem Zustand, in dem er alles Verlangen, sogar nach Erleuchtung, verloren hatte, legte er den Kopf auf ein Kissen. Und plötzlich wurde er erleuchtet!
Sagte der Fluss zu dem Suchenden: „Muss man sich wirklich wegen Erleuchtung ereifern? Gleichgültig, wohin ich mich wende, bin ich unterwegs nach Hause.“

Aus Anthony De Mello „Warum der Schäfer jedes Wetter liebt.“ Weisheitsgeschichten