Wenn das Ego brennt…

Ich gebe es zu: ich bin eine anstrengende Yogalehrerin!
Ich fordere meine TeilnehmerInnen, um nicht zu sagen: ich verlange viel von ihnen.
Nebst der Zeit, die man aufwendet, um zur Stunde zu fahren, obwohl die Gemütlichkeit am Sofa vor den Medien schon verlockend säuselt, oder das warme Bett noch zum Bleiben und Kuscheln einlädt.., sind meine Yogastunden häufig physisch fordernd.
Ich gehe gerne ins Detail und in die Tiefe.
Ich mag kein „Wischi-waschi“ oder „Schischi“, wie eine liebe Kollegin es einmal beschrieb.
Ich mag etwas mitgeben. Ich möchte, dass meine TeilnehmerInnen etwas spüren: ihren Körper, ihre/ seine Grenzen, ihre Präsenz – sich SELBST!
Wie immer, wenn man nicht nur die hübsche Oberfläche streift, und das wohlgeformte Image streichelt, ist das fies; richtig fies!
Nicht ich – als Person oder Yogaleherin – bin es, auch wenn ich das in diesen Momenten kurzfristig gerne auf meine Schultern nehme und trage.
Nein, es ist immer unser Ego, das uns mit allem, was weh tut, eine in die Fresse knallt und seine Fratze präsentiert, wenn ihm die Zügel aus der Hand genommen werden und es sich selbst entlarvt.
Da kommen sie dann hoch: die Wut, die Frustration, die Argumente..!
Es ist nicht der Yoga, noch ist es die Yogaleherin, die euch quälen!
Es sind die tief sitzenden Glaubensmuster, Emotionen, manchmal auch Traumata – alles mögliche an Unverdautem, Unaufgearbeitetem und unter den Teppich Gekehrtem – das Schwerverdauliche, das Ungenießbare, das Unzumutbare – welche hier an die Oberfläche schwappen und die Fassade aufbrechen.
Dazu braucht es nicht viel. Manchmal verharren wir in einer Position, manchmal gehen wir tief in eine Anspannung hinein, manchmal in eine Öffnung, ein anderes mal in eine tiefe Entspannung; manchmal ist es eine Berührung; ein anderes mal ist es das bewusste Lösen aus der Kontrolle aus dem Kopf und ein Anschubsen in die Aktivierung des Körpergedächtnisses.
Im Yoga-Unterricht gibt es für jeden die eine oder andere Herausforderung.
Wir „Westler“ sind mehr auf unsere physische Optimierung fokussiert, wenn wir an Yoga denken, als dass wir verinnerlichen, dass er ein ganzheitliches System ist, das eben auch DAS GANZE und die GANZHEIT, also die EINHEIT [vgl. Sanskrit yui als Wortstamm von Yoga; Bedeutung: verbinden, vereinigen, anjochen] anstrebt.
Und das lässt sich eben nicht darauf beschränken, einen schönen, biegsamen Körper zu haben und möglichst makellos zu sein/ SCHEINEN!
Das ist Barbie.
Das ist nicht Mensch-Sein!
Mensch-Sein ist Mut, ist Hingabe, ist Verletzlichkeit, ist Vertrauen, ist Stärke; ist Grenzen erkennen, erfahren und wahren – aber auch darüber hinaussteigen und wachsen!
Mensch-Sein ist so viel mehr als eine Idee oder Vorstellung oder ein Ideal.
Das akzeptieren und lieben zu lernen, in all seiner Individulität, mit Selbstverantwortung und Selbstwirksamkeit – DABEI zu unterstützen – DAFÜR bin ich Yogalehrerin geworden, DAFÜR brenne ich!
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